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Neuberin

Die Neuberin wird in Laubegast geehrt!

Caroline Friederike Neuber
Schauspielerin u. Prinzipalin
geb. 08.03.1697 in Reichenbach/Vogtl. (Sachsen)
gest. 29.11.1760 in Laubegast (Sachsen)

Caroline Neuber wurde am 08.03.1697, um Mitternacht, in Reichenbach/Vogtl. geboren. Ihr aus Zwickau stammender Vater, Daniel Weißenborn, war amtierender Gerichtsdirektor in Reichenbach.
Ihre Kindheit war alles andere als glücklich, da sie sehr unter dem Jähzorn ihres Vaters zu leiden hatte. Eine Liebesaffäre mit einem Gehilfen des Vaters veranlasste sie zu einer ersten Flucht aus dem Elternhaus. Diese Beziehung ging aber in die Brüche, da dieser Herr Zorn schon verheiratet war. Fünf Jahre später entfloh sie erneut der väterlichen Tyrannei, diesmal mit ihrem späteren Mann Johann Neuber. Beide verband eine große Liebe zum Theater und so schlossen sie sich in Weißenfels der Spielbergischen Komödianten- bande an und ein Jahr später heirateten sie in Braunschweig.
Caroline fiel bei ihren Theaterkollegen besonders „durch die besondere Anmut und Natürlichkeit ihres Spieles, die Vielseitigkeit ihrer Darstellungskunst, ihr Temperament und ihre Schlagfertigkeit im Stegreifspiel“ auf. Mit ihrem Mann gründete sie 1727 eine eigene Theatergruppe. Die Neuberin war für ihre Schauspieler ein gutes Beispiel durch ihr aufopferungsvolles Handeln. „Mit mütterlicher Güte und Strenge auf gute Zucht und ordentlichen Lebenswandel“ wirkte sie auf die Mitglieder ein und verhalf damit dem Beruf des Schauspielers, dem man zuvor meist Verachtung entgegenbrachte, zu hohem Ansehen. Mit dem Erwerb des sächsischen Aufführungs-Privilegs kam die Neuberin nach Leipzig.
Johann Christoph Gottsched (1700-1766), Literaturprofessor der Leipziger Universität, entdeckte 1730 die junge, engagierte Frau. Gottscheds Ziel war die Schaffung einer einheitlichen deutschen Literatursprache und die Reform des Theaters nach dem Vorbild Frankreichs. Zahlreiche Übersetzungen von Gottsched und auch Arbeiten seiner Frau wurden mit Hilfe der Neuberin aufgeführt. Ganz besonderes Engagement zeigte die Neuberin bei der gemeinsamen Theaterreform. Ihrer Meinung nach, sollte Theater nicht nur Unterhaltung sein, sondern auch der moralischen, geistigen Erziehung dienen. Sie setzte sich für den Bau fester Theaterhäuser ein. Großes Aufsehen erregte die Neuberin, indem sie 1737 in einem selbstverfaßten Vorspiel den Hanswurst von der Theaterbühne verbannte. Die lächerliche Figur wurde „zum Tode verurteilt und anschließend als Puppe auf einem Scheiterhaufen im Freien demonstrativ verbrannt“.
1739 Entzweiung mit Gottsched, weil dessen „weltfremder und pedantischer Vernunftsdogmatismus“ ihrem „praktischem Theaterinstinkt“ entgegenstand. Der Druck der Konkurrenz und schlechte Einnahmen und nicht zuletzt Gerüchte und infame Schmähschriften zwangen die enttäuschte Neuberin, die Theatergruppe 1743 aufzulösen, da immense Schulden auf ihren Schultern lasteten.
1748 führte sie trotz allem Lessings erstes Werk „Der Junge Gelehrte“ auf. Obwohl sie damit enormen Erfolg hatte, blieb ihr die Vertreibung aus Leipzig durch einen neuen Konkurrenten namens Koch nicht erspart. Bettelarm blieb ihr nichts anderes übrig, als 1750 ihre Truppe in Zerbst für immer aufzulösen. Ihr Wanderleben, das sie in weite Teile Deutschlands geführt hatte, fand ein trauriges Ende. Ihr letzter Auftritt in Wien wurde zum Fiasko. Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756, machte weitere Aufführungen unmöglich. Die Neuberin fand mit ihrem Ehemann beim königlichen Leibarzt Dr. Löber in Dresden eine Bleibe, wo Johann Neuber 1759 starb. Sie selbst verstarb krank und in größter Armut am Sonnabend, dem 29.11.1760, in Laubegast. Ihr Sarg wurde auf einem Schubkarren zum Friedhof in Leuben gefahren (Grabplatte). 1776 brachten Freunde in Laubegast am Sterbehaus eine Gedenktafel an und enthüllten das „Neuberin-Denkmal“.